Montag, 26. März 2018

Aus Lernen ein Quiz machen

Das Leben ist vielleicht wirklich kein Ponyhof, aber aus jedem Lernvorgang könnten wir so einen "Ponyhof" machen, immer dann nämlich, wenn wir unser Lernen regelmäßig zu einer Art Quiz umfunktionieren. Wie? Durch eigene Vorhersagen: Bevor wir uns durch einen Vortrag oder einen Text über einen bestimmten Sachverhalt belehren lassen, sollten wir zunächst einmal eigene Überlegungen zum Thema anstellen. Der Vergleich unserer Prognosen mit den anschließend erlernten erzeugt dann in unserem Gehirn wohl ein freudig-überraschendes Déjà-vu-Erlebnis. Und weil unser Denken durch Verankern von Unbekanntem an Bekanntes besonders gut funktioniert, bringt dieses Verknüpfen von Lerninhalten an unsere Prognosen einen deutlichen Lernvorteil.

Forscher aus Frankfurt haben in einer aktuellen Studie mittels Verhaltensbeobachtungen und der Eye-Tracking-Methode getestet, ob Schüler, die gebeten wurden, zum Lernthema Vorhersagen zu erstellen, damit ihr Lernen verbessern können. Zwei Aufgaben mussten die Schüler dafür bewältigen.

Prof. Dr. Marcus Hasselhorn
Die erste ging um Geografie, und das Ergebnis war eindeutig: Die Teilnehmer, die eine Vorhersage abgeben durften, zeigten im Vergleich zu Teilnehmern, die erst "post-hoc" Bewertungen anstellen durften, einen erleichterten Zugang zum abgefragten Geografiewissen. Pupillometriemessungen zeigten, dass das Erlernte nur dann zu einer überraschenden Reaktion führten, wenn vorher eine Vorhersage gemacht wurde.

Die zweite Aufgabe war eine Vorhersagen der Ergebnisse von Fußballspielen: Speziell die Erinnerungsfähigkeit für Ereignisse, die der Vorhersage widersprachen, verbesserte sich deutlich.

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass ein spezifischer Vorteil von Vorhersagen in Lernkontexten darin besteht, dass es die Möglichkeit für den Lernenden schafft, überrascht zu werden.

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