Unmännlich
ist…
Same
03
…eingeschnappt zu reagieren, zu schmollen.
Der
Same schnappt unter der Erde die Würzelchen des Pflänzleins, das
aus ihm gewachsen war. Jetzt saugt er den Stiel ein, die Blättchen
und schwupp - schnappt der Same über dem armen Pflänzchen zu wie
eine Mördermuschel.
Und
jetzt schmollen, bis er wieder aufgequollen!
Eingeschnappt
sein, gekränkt sein, ist ein gefährlicher Zustand. In zweifacher
Hinsicht: Er macht den Gekränkten, wie dies schon in dem Wort
steckt, krank. Nach innen löst er sich in Wehleidigkeit und
Selbstmitleid auf. Denn es ist ja weniger das Bösesein auf den, der
ihm dies oder jenes angetan hat, was ihn belastet. Nein, das darüber
gestülpte Gefühl, dass er es dem anderen nicht Wert ist, sich
anders zu verhalten, dass der andere ihn nicht respektiert, nicht
liebt, nicht bewundert, nicht einfach kritiklos toll findet. Und
überhaupt, denkt er, keiner liebt mich, keiner hat (Hoch-)Achtung
vor mir. Und so weiter, und so weiter.
Zum
andern macht es das Zusammenleben mit Gekränkten sehr anstrengend.
Beleidigt sein ist eine so indirekte Reaktion, dass sie von anderen
nur schwer begriffen werden kann. "Nein das will ich nicht, das
mag ich nicht, hör auf damit!" Menschen, die solche
Stoppsignale setzen können, sind einfacher im Umgang. Der
Eingeschnappte sagt nichts oder macht eine nebulöse Bemerkung, weil
er ja von folgendem ausgeht: "Das muss der doch wissen, dass ich
das nicht mag, wenn er mich mag, wenn er sich jemals Gedanken über
mich gemacht hat." Mitmenschen meiden solche Eingeschnappten,
denn instinktiv wissen sie, dass man ihnen nicht gerecht werden kann.
Und noch etwas: Eingeschnappte stellen Fettnäpfchen um sich herum
auf, in die die andern - so sie überhaupt noch näher treten wollen
- zwangsläufig treten müssen. Und wer steht da schon gerne drin?