Montag, 28. November 2016

In Bildern lernt es sich besser

Foto: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de
Visualisierer und Verbalisierer nutzen zwar beide Lernkanäle, besonders erfolgreich aber nur in jenen Bereichen, die die Informationen im Einklang mit ihrem speziellen kognitiven Stil (Bilder oder Text) liefern. Visualisierer haben dabei die Nase vorn.

Mittwoch, 16. November 2016

Wer die Schule liebenswerter macht, erntet bessere Schüler

Gute Schüler mögen die Schule mehr als schwache. Diese Binsenweisheit hat sich, wie jede auf gesundem Menschenverstand basierende Erkenntnis auch, seinen wissenschaftlich-akademischen Erklärungsansatz verdient. Der in diesem Fall tief in die Psychologie hineingreifen muss, um mit zwei Fachbegriffen daraus zurückzukommen:

Selbstkonzept und Nativismus (engl. domain specific ability).

Das Selbstkonzept beschreibt dabei, wie sich ein Mensch selbst wahrnimmt. Zusätzlich weiß er, "wes Geistes Kind er ist", das heißt, er kennt seine Fähigkeiten, seine Vorlieben, seine Gefühle und wie er sich in bestimmten Situationen verhält. Wobei die Betonung bei Selbstkonzept weniger auf dem Mensch als dem Wissenden liegt, sondern mehr auf dem Menschen als Produkt seines Gewussten.

Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de
Zu diesem Gewussten gehören auch seine Talente, seine Begabungen. Schon im Begriff Talent schwingt dabei das Adjektiv "angeboren" mit. Und in der Tat werden heute diese "domain-specific abilities" von einer Denkschule schon als in den Genen verankert angesehen.

Nativismus nennt man das in der Psychologie. Es ist das Gegenmodell zu "Tabula rasa" - das Gehirn in seinem Anfangszustand als eine sauber gewischte (Schul)Tafel, auf die nun ausschließlich das Leben schreiben wird. Die "Nativisten" dagegen glauben, dass bestimmte kognitive Module (psychische Begabungen) angeboren sein müssen, um darauf überhaupt erst neue Fähigkeiten aufbauen zu können.

Mit diesen beiden Konzepten im Kopf wollten Forscher vom Leibniz-Institut und an der Uni in Kiel nun prüfen, ob solche Selbstkonzepte mit dem Wissen um eigene spezifische Begabungen Auswirkungen darauf haben, welchen Stellenwert Schüler ihrer Schulzeit beimessen.

Dazu standen ihnen 1592 Schüler aus 82 Klassen der unteren Sekundarstufe für ihre Studien zur Verfügung.

Ihre Hypothese: Das Selbstkonzept der einzelnen Schüler in punkto mathematischer und sprachlicher Begabung wird mit dem Wert, den sie der Schule beimessen, interagieren.

Und tatsächlich: Alle Schüler, die sich selbst eine Begabung für beide "Fächern" bescheinigten, schätzten den Wert der Schule höher ein als Schüler, die nur ein besonderes Talent für eine der beiden Domänen zu haben glaubten.

Tabula rasa oder Nativismus? Foto: M. Großmann / pixelio.de
Die Werte, die Schüler der Schule zusprachen, deren Selbstkonzept weder die eine noch die andere Begabung beinhaltete, waren dann nur noch ein wenig kleiner als bei den Schülern mit nur einer selbst zuerkannten Begabung.

Welche Handlungsanweisung leiten nun die Forscher, um grauer Theorie Farbe zu verleihen, aus ihrer Studie ab:

Wenn es gelingt, den Schülern Erfolgserlebnisse auf beiden Gebieten oder fächerübergreifend zu vermitteln, könnte sich der Wert, den sie der Schule zuerkennen, erhöhen.

Und weil wir wertvolle Dinge mögen, könnte so über den Kehrsatz der obigen Binsenweisheit Folgendes eintreffen:

Wer seine Schule mag, wird der bessere Schüler.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

Freitag, 11. November 2016

Schulische Leistungen, beruflicher Erfolg - zwei Seiten zweier unterschiedlicher Medaillen

Während Mädchen und Frauen Männer im akademischen Erfolg oft übertreffen, übertreffen meist Männer die Frauen auf dem Gebiet des beruflichen Erfolgs. Eine Studie der Universitäten Dortmund und Berlin versuchte jetzt, diese gegensätzlichen geschlechtsspezifischen Lücken zu erklären. Anhand zweier Stichproben von akademischen Graduierten (236) und berufstätigen Erwachsenen (124) wurde der Frage nachgegangen, ob geschlechtsspezifische Unterschiede in der Persönlichkeit wenigstens zum Teil die gegensätzlichen geschlechtsspezifischen Unterschiede im akademischen und beruflichen Erfolg erklären konnten.

In Schule und an Uni haben Frauen die Nase vorn
Es wurden Fragebögen zur Messung der Big Five, der Persönlichkeitsaspekte, der Intelligenz und des Notendurchschnitts oder der beruflichen Erfolgskriterien verwendet.

Die Analysen zeigten, dass Intelligenz, Gewissenhaftigkeit und Leistungsbereitschaft sowohl den Schul- als auch den beruflichen Erfolg voraussagten.

  • Angenehmes und angemessenes Verhalten einerseits und die Notwendigkeit für aggressives Verhalten waren dagegen nur mit akademischem Erfolg verbunden.
  • Die Notwendigkeit für ein erlebtes Zugehörigkeitsgefühls und andererseits die Bereitschaft Dominanz auszuüben prognostizierte wiederum nur den professionellen Erfolg.
Weitere Analysen zeigten, dass Leistungsbereitschaft, Offenheit für neue Erfahrungen, Angemessenes Verhalten und Gewissenhaftigkeit (Mädchen punkteten hier höher), und die Notwendigkeit für aggressives Verhalten (Mädchen punkteten hier niedriger) den Geschlechterunterschied im akademischen Erfolg vermittelten.

Im Beruf holen sich die Männer die Führungspositionen. Fotos: Konstantin Gastmann / pixelio.de
Geschlechtsspezifische Unterschiede im beruflichen Erfolg wurden durch die Bereitschaft zur Dominanz getriggert (Männer erzielten höhere Werte), während die Sehnsucht nach Zugehörigkeit (Frauen wurden hier höher bewertet) dem beruflichen Erfolg eher im Wege steht.

Die Ergebnisse der Studie werden nun in Bezug auf ihre theoretischen und praktischen Auswirkungen auf das Verständnis der geschlechtsspezifischen Unterschiede in Schule und Beruf diskutiert.

Fazit in Stichpunkten:


  • Schule und Arbeit sind unterschiedliche Umgebungen, die unterschiedliche Merkmale für den Erfolg erfordern.
  • Intelligenz (general mental ability, GMA), Gewissenhaftigkeit und Leistungsbereitschaft korrelieren mit Erfolg im Allgemeinen.
  • Angemessenes und angenehmes Verhalten sowie Aggression (negativ) korrelieren mit dem Schul-, aber nicht dem Arbeitserfolg.
  • Dominanz und Zugehörigkeitgefühl korrelieren mit dem Job, aber nicht dem Schulerfolg.
  • Unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale erklären Geschlechtsunterschiede in Schule und Beruf.
Hier geht es zur Originalveröffentlichung